08. August 2021 um 15:30 Uhr
Solokonzert für Violoncello
mit Kompositionen aus Renaissance und Barock
mit
Ludwig Frankmar
Ludwig Frankmar (*1960) war in seiner Heimatstadt Malmö Schüler von Guido Vecchi. Er war als Orchestermusiker an der Oper in Barcelona und als Solocellist der Göteborger Oper tätig, sowie, nach Studien bei Thomas Demenga an der Musik-Akademie Basel, als Solocellist der Camerata Bern.
Als er 1995 den Orchesterberuf verließ, beschäftigte er sich zuerst vor allem mit zeitgenössischer Musik. Kontakte und Zusammenarbeit mit Kirchenmusikern führten ihn zur Alten Musik und zur historischen Aufführungspraxis. Es folgte ein Barockmusikstudium am Sweelinck-Conservatorium in Amsterdam.
Neben seiner Tätigkeit als Solocellist ist er auch Mitglied des Ensembles der Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde in Berlin-Lankwitz. Er spielt ein fünfsaitiges Barockcello, das 1756 von Louis Guersan in Paris gebaut wurde.
Programm
Diego Ortiz
1510-1570
Vier Recercade
aus ‘Tratado de glosas’, Rom 1553
Giovanni Battista Degli Antonii
1636-1698
Zwei Ricercate
aus ‘Ricercate sopra il Violoncello o Clavicembalo’, Bologna 1678
Marin Marais
1656-1728
Suite A-Dur aus 'Pièces à une et à deux violes, Premier Livre', Paris 1686
Georg Philipp Telemann
1681-1767
Drei Fantasien aus 'Fantasies pour la Basse de Violle', Hamburg 1735
Der Künstler zum Programm:
In Verbindung mit der Musik der Renaissance und des Barock taucht des Öfteren der Begriff der 'linearen Kontrapunktik' auf, bei welcher der harmonische Zusammenhang nicht vertikal, durch gleichzeitig erklingende Töne, sondern horizontal, durch aufeinander folgende Tonreihen dargestellt wird. Im Prinzip ist damit die Trennlinie zwischen Ein- und Mehrstimmigkeit aufgehoben.
Im Verlauf des 16. Jh. erschienen in Italien verschiedene solche Sammlungen für Soloinstrumente. Die Recercade von Diego Ortiz gehören zu den frühesten Beispielen. Ortiz wirke als Kapellmeister am Hof in Neapel.
Erst mit dem Ausklang der Barockzeit haben auch die Franzosen ihr Königliches Instrument - die Viola da Gamba - zugunsten des lautstärkeren Violoncellos aufgegeben. Im ausgehenden 17. Jh. sprach man nicht mehr von einem spezifisch 'Französischen Stil', da sich dieser zunehmend in den vorherrschenden 'Italienischen Stil' integriert hatte. Marin Marais - der Sologambist des Sonnenkönigs - ließ sich von dieser Entwicklung nicht beeinflussen, sondern schrieb eine Musik, welche sich an die Werke seines Vorbilds und Lehrmeisters Jean-Baptiste Lully anschloss.
Giovanni Battista Degli Antonii war Organist und Posaunist in Bologna. Seine akribisch ausgearbeitete, und mehrheitlich um Primzahl-Strukturen aufgebaute Sammlung 'Ricercate sopra il Violoncello' besteht aus 12 Sätze im Präfugalen Stil. Degli Antoniis grandiose Sammlung hat nie einen festen Platz im Cellorepertoire eingenommen. Schon als sie 1687 im Druck erschienen, waren sie veraltet - überholt von einer moderneren, gesanglicheren Musik. Sie sind Relikte aus der Frühzeit des Cellos, in der es für eine kurze Zeit so aussah, als ob sich die solistische
Cellomusik in eine ganz andere Richtung entwickeln würde.
Mit mehr als 6.000 überlieferte Kompositionen ist Georg Philipp Telemanns Werk nicht zu fassen. Es streckt sich über alle Gattungen und Stilrichtungen. Telemann ist der produktivste und wohl unüberschaubarste Komponist der Musikgeschichte. 1721 wurde er Kirchenmusikdirektor in Hamburg. 1735 veröffentlichte er dort 72 Fantasien für Soloinstrumente; 36 für Cembalo und je 12 für Violine, Flöte und Gambe. Die Gambenfantasien galten als verschollen, bis sie 2015 wiederentdeckt wurden.